Tipps rund um Hunde & Kinder am Beispiel des Schulhunds Liko
In Zeiten der Corona-Virus Pandemie ist die Zahl an neuen Hundebesitzer*innen deutlich gestiegen. Es sind auch viele Familien mit Kindern darunter, denn natürlich wünschen sich die Kleinen fast alle einen Hund und es ist ja auch etwas sehr Schönes, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen können.
Im Zusammenleben mit dem „Raubtier“ Hund sollte es aber wichtige Regeln geben, die man den Kindern von Anfang an nahe bringen muss, denn leider kommt es doch häufiger zu unschönen Vorfällen und auch Bissen, wenn man diese nicht beachtet.
Hier trifft den Hund in der Regel keine Schuld, sondern vorrangig seine Halter. Kinder sollten auch nicht mit Hunden unbeobachtet sein, die Erwachsenen sollten immer ein Auge darauf haben.
Was du beachten solltest, wenn ein Hund zu deiner Familie gehören soll und wie du Kinder darauf vorbereitest, verraten wir dir hier.
Mit dabei als Praxisbeispiel: der in der Ausbildung befindliche Schulhund Liko, ein Aussie-Labbie-Mix, der gemeinsam mit der angehenden Sonderpädagogin Sabrina mit Kindern im Klassenzimmer arbeitet. Mehr über Schulhund Liko findest du auf seinem Blog bei Instagram.
Was ist ein Schulhund überhaupt?
Fragen wir doch direkt Sabrina: „Der Einsatz eines Hundes in der Schule fällt unter den Begriff der tiergestützten Pädagogik. Das ist eine zielgerichtete, geplante und strukturierte Intervention, die von professionellen Pädagogen durchgeführt wird. Der Fokus der Aktivität liegt auf akademischen Zielen, auf pro-sozialen Fertigkeiten und kognitiven Funktionen. Der Schulhund verbringt regelmäßig eine gewisse Zeit im Klassenraum und im Unterricht. Er wird von einer für den pädagogischen Hundeeinsatz ausgebildeten Lehrperson geführt, in diesem Fall von mir. Der Hund wird speziell für den Einsatz mit Menschen sozialisiert und ausgebildet.
Was macht ein Schulhund?
Auch darauf hat Sabrina eine Antwort: „Die Erfahrungen zeigen, dass Sozialverhalten, Motivation, Konzentration, Klassenklima und die Lust auf Schule durch die Anwesenheit eines Schulhundes im Unterricht günstig beeinflusst werden. Durch die Anwesenheit und den Kontakt zum Hund wird die Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin erhöht und der Stresspegel (Hormon: Kortison) reduziert. Dadurch können sich die Schüler*innen besser konzentrieren und entspannter lernen. Das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler wird gesteigert, es beeinflusst die Stimmung sowie die Lernatmosphäre und das damit verbundene Klassenklima.
Der Schulhund hilft den Schülern dabei, ins Gespräch zu kommen: die Schwelle zur Kontaktaufnahme ist geringer und der Hund bietet direkt einen Gesprächsanlass. Auch Kinder, die am Rande der Klassengemeinschaft stehen, werden so integriert, da der Hund ohne Vorbehalte alle Kinder bedingungslos akzeptiert, was zu einer positiveren Selbstwahrnehmung führt.
Schüler*innen, die eher misstrauisch anderen Menschen gegenüber sind, übertragen ihre Beziehungsmuster und -erfahrungen auf die Lehrer, jedoch nicht auf den Hund und seine begleitende Lehrkraft. Das erleichtert den Aufbau einer guten Lehrer-Schüler-Beziehung und legt den Grundstein für erfolgreiches Unterrichten und Erziehen.“
Kinder & Hunde: Das ist Liko’s Alltag in der Schule
„Liko wird an einem sonderpädagogischem Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung eingesetzt. Er kommt einmal in der Woche mit in meine Klasse. Morgens wird er im Unterricht eingesetzt, nach der Pause findet eine Hunde AG statt. An diesem Tag übernehmen die Schülerinnen und Schüler durch verschiedene Hundedienste (Kehrdienst, Wassernapfdienst etc.) Verantwortung.
Während den Arbeitsphasen sorgt Liko für eine ruhige Lernatmosphäre und erhöht die Konzentration und Aufmerksamkeit. Außerdem fördert er das soziale Miteinander der Klasse und fördert das Selbstbewusstsein einiger Schüler. Ein weiteres Ziel des Einsatzes von Liko ist die Schulung des Regelverständnisses. In der Hunde AG lernen die Schülerinnen und Schüler den korrekten Umgang mit dem Tier Hund. Durch den richtigen Umgang mit Hunden wird das Unfallrisiko mit Hunden im Alltag minimiert.
Ein weiteres Ziel der Hunde AG ist das intensive Auseinandersetzen mit der eigenen Körpersprache und der Körpersprache des Hundes. Des Weiteren wird in der Hunde AG die emotionalen und sozialen Kompetenzen gefördert. Kinder mit Schwierigkeiten im emotionalen und sozialen Bereich lernen über den Umgang mit Liko Rücksichtnahme, Sensibilität und sozial angemessene Formen der Selbstbehauptung. Durch die direkte und unmittelbare Reaktion des Hundes erhalten die Schülerinnen und Schüler eine direkte Rückmeldung ihres eigenen Verhaltens, agieren sie zum Beispiel aggressiv, zieht sich Liko direkt zurück. Dennoch ist Liko nicht nachtragend. Bei adäquatem, nicht aggressivem Verhalten erhalten die Schüler eine direkte positive Rückmeldung.
Die Schülerinnen und Schüler lernen und erleben durch den Hund ein empathisches Miteinander. Die in diesem Setting erlernten Verhaltensregeln lassen sich auch auf andere Situationen übertragen. Der Einsatz von Liko wird im Klassenbuch vermerkt und in einem Einsatztagebuch dokumentiert. Ich konnte sehr schnell feststellen, dass meine Klasse entspannter und ruhiger ist, wenn Liko dabei ist. Er zaubert den Schüler*innen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht, sodass sie sich die ganze Woche auf den Likotag am Freitag freuen.“
Was muss man beachten, wenn ein Hund mit in die Schule soll?
Sabrina: „Ich absolviere mit Liko eine Ausbildung, die aus Theorie zu verschiedenen Themen zum Hund, aus Praxis zum Hundetraining und der Verbindung zur Schule besteht und eineinhalb Jahre dauert. Liko wurde entsprechend seiner Aufgabe als Schulhund ausgewählt, da er ein freundliches Wesen hat und aggressionslos ist. Er wächst in meiner Familie auf. Die Haltung und der Einsatz von Liko erfolgt selbstverständlich unter Berücksichtigung aller tierschutzrechtlichen Vorgaben. Bevor Liko mit in die Schule kam, durfte er alle Räumlichkeiten ohne Kinder kennenlernen und die Kinder mussten ein paar Regeln lernen.“
Wichtig ist zudem, dass der Hund auch außerhalb seines Zuhauses passende Accessoires dabei hat. Um einen guten Liegeplatz unterwegs zu gewährleisten, ist eine Liegematte wie Resor wunderbar. Ebenso unverzichtbar: ein Spieltier wie Gans Önne, das dem Hund das Gefühl gibt, ein Stück Zuhause bei sich zu haben, das er spielerisch mit den Kindern teilen kann (aber nur, wenn der Hund das signalisiert).
Wichtig: diese Top 10 Hunde-Regeln sollten Kinder unbedingt lernen
Kinder, die mit einem Schulhund im Klassenraum sitzen, müssen vorher ein paar Schulhundregeln lernen. Diese lassen sich auch auf alle anderen Hunde und Kinder anwenden. Denn oftmals sind Kinder zu sorglos im Umgang mit Hunden, weil sie von anderen Mitmenschen eher ein Entgegenkommen kennen. Hunde jedoch reagieren ungewohnt und anders. Und wenn man ihnen ihr Spielzeug wegnimmt, können sie schon mal bissig werden. Gleiches gilt für grobes Stören, etwa beim Schlafen. Kinder, die gern mal Mama oder Papa erschrecken, werden beim Hund mit einer völlig anderen Situation konfrontiert. Daher sollte man sie gut vorbereiten und sich Zeit nehmen, ihnen zu erklären, was sie mit dem Hund dürfen und was der Hund nicht mag. Die Schulkinder von Schulhund Liko haben eine Regelliste, die wir hier mal auf alle Kinder und Hunde angepasst haben. Ob als Gebotsliste für den Kühlschrankmagneten oder anhand von für Kinder nachvollziehbaren Beispielen („Du möchtest doch auch nicht, dass man dir das Spielzeug wegnimmt…“) – bereite dein Kind unbedingt auf den Einzug eines Hundes in sein Leben vor. Nur so vermeidest du ungewollte und unangenehme Überraschungen.
Die zehn Gebote für Kinder mit Hund:
- Ich nehme meinem Hund nichts weg (Spielzeug, Futter, Kauknochen etc.)
- Ich störe meinen Hund nie an seinem Schlafplatz
- Mein Hund entscheidet, wann er geht und wann er bleibt – ich gehe ihm nicht hinterher
- Ich habe mein Essen und mein Hund hat seins – ich füttere ihn nicht ohne Erlaubnis
- Es darf immer nur einer zurzeit meinen Hund streicheln und das nur an seinen Lieblingsstellen
- Ich erschrecke meinen Hund nicht, schreie nicht laut und bewege mich ruhig und ohne Hektik
- Ich bin immer lieb zu meinem Hund und darf ihn nicht ärgern, z.B. an den Ohren oder an der Rute ziehen
- Ich gebe Leckerlies immer mit der flachen Hand und wasche anschließend gründlich meine Hände
- Ich frage einen Erwachsenen, bevor ich einen Trick mit meinem Hund mache
- Ich mache meinen Schulranzen immer zu und räume meinen Müll und meine Essensreste weg
Fazit: Kinder und Hunde sind in der Regel Freunde fürs Leben – wenn sich beide an gewisse Regeln halten.
Welche Erfahrungen hast du gemacht, als ein Hund in eure Familie kam. Wie hast du deine Kinder darauf vorbereitet? Wir freuen uns auf deinen Kommentar.